Die Stadt Rüsselsheim am Main ist in das Bund Länder Programm Wachstum und nachhaltige Erneuerung aufgenommen worden. Die Aufnahme eröffnet der Kommune die Möglichkeit, die Entwicklung des ehemaligen Opel Areals voranzutreiben. Im Mittelpunkt steht die Erschließung und Umnutzung des sogenannten E Bau, eines 4.000 Quadratmeter großen Gebäudes an der Weisenauer Straße.
Programmziele und Finanzrahmen
Das Bund Länder Programm unterstützt Kommunen bei wirtschaftlichen und städtebaulichen Transformationsprozessen und stellt Fördermittel für Projekte bereit, die gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, Klimaschutz voranbringen und historisches Erbe sichern. Rüsselsheim rechnet für die gesamte Förderperiode für die Jahre 2026 bis 2035 mit einem Investitionsvolumen von rund 17,5 Millionen Euro. Fördermittel aus dem Programm werden in einem jährlichen Verfahren für konkrete Maßnahmen beantragt.
Bereits im ersten Förderjahr muss ein integriertes Stadtentwicklungskonzept für das Fördergebiet vorgelegt werden. Die Stadt kündigte an, dass die konkrete Planung und die Fördermittelbeantragung für das Jahr 2026 beginnen sollen. Unter Vorbehalt der Finanzierung sollen im nächsten Jahr erste Maßnahmen starten.
Der E Bau als Standort für Kultur und Gemeinschaft
Der E Bau gehört zur denkmalgeschützten Gesamtanlage des ehemaligen Opel Altwerks. Das Gebäude wurde jahrzehntelang industriell genutzt und steht seit etwa 20 Jahren leer. Es befindet sich in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand, gilt aber wegen seiner Lage zwischen Innenstadt, Bahnhof und Weststadt sowie wegen seiner industriellen Architektur als wichtiger Ausgangspunkt für die Quartiersentwicklung.
Geplant ist ein mehrstufiges Verfahren zur Umnutzung des Gebäudes zu einem Kultur und Entwicklungscampus. Vorgesehen sind Werkstätten, Ateliers, Proberäume, Vereinsräume, soziale Einrichtungen und eine Kindertagesstätte. Das architektonische Konzept stammt vom Rüsselsheimer Büro Deichhaus Architektur+Design und setzt auf das ressourcenschonende Prinzip Haus im Haus. Dabei werden neue Raumeinbauten in die historische Struktur eingefügt. Nach Angaben der Planer verbindet dieser Ansatz Energieeffizienz, Denkmalschutz und flexible Nutzungsmöglichkeiten.
Beteiligte, Nutzung und städtebauliche Folgen
Ein Schwerpunkt der ersten Förderphase ist die Umnutzung eines Teilbereichs des E Baus für das soziokulturelle Zentrum Rollwerk, das seit 2022 ein Ankerpunkt für Jugend und Kultur der Stadt ist. Mit dem Auslaufen des aktuellen Mietvertrags im Altwerk wird ein Umzug notwendig. Der E Bau bietet nach Ansicht der Projektverantwortlichen die langfristige Perspektive für den Erhalt und Ausbau des Rollwerks.
Oberbürgermeister Patrick Burghardt bezeichnete die Aufnahme in das Förderprogramm als Meilenstein. Er sagte, das Programm gebe Rüsselsheim die Chance, das ehemalige Opel Areal zu einem offenen und zukunftsfähigen Stadtquartier weiterzuentwickeln. Der E Bau solle ein Ort werden, an dem Kultur, Bildung, Gemeinwohl und Innovation zusammenkämen.
Benedikt Becker, Geschäftsführer des Rollwerks, erklärte, mit dem E Bau entstehe eine Perspektive, die den geplanten nachhaltigen Ausbau des Rollwerk Konzepts trage. Ideen und Projekte könnten in dem Komplex durch kreative Zusammenarbeit weiterreifen, sagte er.
Baustadtrat Simon Valerius wies darauf hin, dass die Öffnung bislang unzugänglicher Werksareale neue Verbindungen zwischen Innenstadt, Mainufer, Wohnquartieren und Bahnhof schaffe. Dies sei wichtig für eine lebendige und barrierefreie Stadtentwicklung. Die geplanten Maßnahmen sehen neben Nachnutzung und sozialer Nutzung auch Entsiegelung, Regenwassermanagement, mehr Grünflächen und klimafreundliche Bauweisen vor. Damit soll das Areal erstmals großflächig für die Öffentlichkeit zugänglich werden und städtische Wärmebelastungen reduziert werden.
Die Stadt sieht in der Entwicklung des ehemaligen Opel Areals eine der größten städtebaulichen Chancen der kommenden Jahrzehnte. Die nun mögliche Förderperspektive legt den Grundstein für weitere Planungen und die Beantragung konkreter Projekte im Rahmen des Programms Wachstum und nachhaltige Erneuerung.
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